Verein Weihnachten in Rorschach
Der «Advent auf dem Lindenplatz» wird 2024 schon zum 21. Mal durchgeführt. Täglich vom 1. bis zum 23. Dezember wird abends um 18.30 Uhr feierlich ein Lädeli an der zentralen Laterne geöffnet, dem eigentlichen Adventskalender. Über den Sommer konnte die Laterne dank der Verena Kaiser Stiftung renoviert werden und sie erstrahlt in neuem Glanz. Begleitet wird der Anlass abwechslungsweise von Kurzgeschichten, Gedichten und Musik oder Gesang von Künstlerinnen und Künstlern, von Schulklassen und engagierten Bürger:innen aus der Region. Die rund halbstündige Feier ist beliebt: Je nach Wetter zieht er von fünf Personen bis über hundert Leute an; im Durchschnitt sind es fünfzig Besucherinnen und Besucher und natürlich viele Kinder. Dazu gibt es gratis Getränke wie den alkoholfreien Glühmost, aber oft auch Guetzli, Biberli, Nüssli oder auch mal Panettone, je nachdem, was Freiwillige vorbeibringen.
Bezahlt wird niemand
„Es sind sehr viele Freiwillige, die hier mitmachen“, erzählt die Gründerin und Präsidentin des Vereins «Advent auf dem Lindenplatz» Bea Mauchle. Dazu gehören auch die Vereine, die hier auftreten. Denn bezahlen könne man grundsätzlich niemanden, sagt Bea Mauchle. Die ganzen Aufwendungen für die Stände, die Getränke etc. werden von Sponsoren finanziert, aber auch von Privaten, die oft auch ein Fenster im Adventskalender bezahlen möchten. Den Lindenplatz stellt die Stadt Rorschach gratis zur Verfügung, und auch die Ortsbürger Rorschach hätten sich stets grosszügig gezeigt.
Verein ohne Mitglieder
«Unser Verein ist schlank organisiert», so Bea Mauchle. Im Vorstand sind neben ihr als Präsidentin Lea Nagy und Helene Lanter die Koordination der Auftritte und der 24 Bilder ab. Im Hintergrund kümmert sich Barbara Fuhrer um die Sozialen Medien – manchmal auch aus ihrer zweiten Heimat Kenia. Max Müller als Bauchef und Norbert Mauchle als Kassier haben bereits jahrelange Erfahrung. Der Verein ist so schlank, dass er somit nur aus dem Vorstand besteht – Mitglieder gibt es keine. Seit 2023 wird selbst die Linde dekoriert. Der Vorstand trifft sich zwei- bis dreimal im Jahr. Der Rest geht via Telefon oder E-Mail. «Die beiden neuen Mitglieder haben sich sofort integriert und sind jetzt ein wichtiger Bestandteil des Teams», erzählt Bea Mauchle. Alles laufe sehr ruhig und routiniert ab. Einmal im Jahr werden Vereine angeschrieben, ob sie mitwirken möchten, ebenso einmal im Jahr die Sponsoren, die ihnen sehr gut gesinnt seien; man bringe das nötige Geld relativ einfach zusammen. Zu diesen Sponsoren gehören auch das Hotel Mozart in Rorschach, das Hotel Wartensee, das Hotel Wartegg und das Hotel Rebstock in Rorschacherberg. Das Hafenbuffet macht den Glühmost heiss und bringt ihn jeden Abend auf den Lindenplatz. Die St.Galler Kommunikationsagentur und somit die Bewerbung des Anlasses wird von der bekannten St. Galler Agentur Vitamin2 mit ihren kreativen Köpfen gestaltet. Das Rorschacher Echo und die Facebook Seite sowie auch Instagram „Weihnachten in Rorschach“ informieren jeden Abend über den Anlass und das geöffnete Fenster.
«Wir wollen etwas geben»
Anfangs hätten ihre Mitbegründerin Susi Alge und sie alles alleine gemacht, erinnert sich Bea Mauchle. Von der Vorbereitung, Durchführung und Nachbearbeitung habe das recht viel Arbeit gegeben. Und natürlich Präsenz an 22 Abendveranstaltungen (ein Abend ist dem Klauseinzug reserviert). Anfangs waren die Adventsfenster noch dezentral verteilt in der Stadt. Man habe dann eingesehen, dass das nicht wirklich funktioniert und deshalb eine zentrale «Laterne» beim Lindenplatz geschaffen. Auch habe man sich einen Bauchef gesucht und schliesslich auch noch einen Kassier. Dies alles habe zur Entlastung geführt. Bea Mauchle: «Zwischendurch war ich schon mal amtsmüde geworden.» Aber mit der besseren Struktur, mit Abwechslungen der abendlichen Präsenzen und den vielen Helfer:innen am Getränkeausschank habe sie sich gesagt, nein, ich mache weiter. «Wir wollen alle etwas geben.»
Die Sache mit Frau Kaiser
Und dann sind da noch die besonderen Begegnungen, an die sie sich erinnert. Zum Beispiel Frau Kaiser. Die sei praktisch jeden Abend gekommen. Sie hätten sich ihr auch speziell angenommen, weil sie dachten, das ist ein eher ärmliches Fraueli, das Kontakt nötig habe. Als Frau Kaiser nicht mehr auftauchte, hätten sie nachgefragt. Die Antwort war: Frau Kaiser ist jetzt im Pflegeheim und wenig später: Frau Kaiser ist gestorben. Was sie dann erfuhren: Frau Kaiser war keineswegs arm, sondern mehrfache Millionärin. Im letzten Jahr nun hat die Verena Kaiser Stiftung dem Verein die beiden Hüsli auf dem Lindenplatz gestiftet und über den Sommer die grosse Laterne renoviert.
Und das gemütliche Beisammensein
Verändert hat sich im Ablauf des Advents auf dem Lindenplatz kaum etwas. Dieses Jahr gibt es wieder als kleine Belohnung für das Mitwirken auf dem Lindenplatz eine Überraschung. Und oft auch das gemeinsame Anstossen nach dem Auftritt in einem Rorschacher Lokal. So ergeben sich auf und um den Lindenplatz viele spontane Begegnungen.